H&M im Interview – Nachhaltige Taschen aus Dekoration
Seher Celik ist Filialleiterin bei H&M im FORUM Schwanthalerhöhe – und das schon seit der Eröffnung.
Man kann auch sagen sie lebt Mode, denn diesen Monat ist Seher 17 Jahre bei dem Moderiesen. Seit Anfang an fand die 33-Jährige die Lage Schwanthalerhöhe sehr spannend, weil sie die Gegend schon bestens kannte. Mit ihr beraten 25 Mitarbeiter zum Thema Mode und dabei kommt Nachhaltigkeit nicht zu kurz. Mit ihrer Idee zu recycelten Taschen aus Dekoration hat die Filiale deutschlandweit für Furore gesorgt. Wir haben Seher zum Interview getroffen.
17 Jahre H&M – wie kamst du dazu?
Ich habe meine Ausbildung extern gemacht und bin dann direkt zu H&M. Ich liebe Mode einfach. Ich glaube wie fast jede Frau. Es ist einfach toll, mit Kunden zu arbeiten und sie auch in Modefragen zu beraten.
Wie groß ist denn dein Kleiderschrank?
Sehr gigantisch! Er wird immer größer aber dennoch werde ich auch da immer bewusster und überlege mir dann oft, was kann ich noch weitergeben oder verwerten. Ich finde es ganz toll, dass es mittlerweile die Bewegung gibt, dass viele noch mehr nachhaltig denken. Trotzdem lebt die Mode, und ich finde es toll, dass man in nachhaltiger Weise bei uns einkaufen kann. Nachhaltigkeit ist auch ein Herzensthema von mir.
Hand aufs Herz – wie viele Klamotten hast du Zuhause?
Ich habe die ganz klassischen Pax Kleiderschränke. Wenn man es in Meter benennen kann – und ich traue mich das gar nicht zu sagen – 28 Meter! Da ist aber auch alles drin ☺
Gibt es denn It-Peaces die du seit Jahren immer wieder gerne anhast?
Ich liebe schon seit Jahren die ganz bequemen Chillout Hosen, die es jetzt ja auch in den abgefahrensten Farben gibt. Die Kundennachfragen sind da immer sehr hoch!
Und was ist der Trend diesen Sommer?
Es ist bunt! Man kann sich wirklich trauen, knallige Farben anzuziehen. Mit Streifen, wilden Mustern. Es ist alles gefragt dieses Jahr!
Wie hat sich H&M in den letzten Jahren verändert?
Wie in anderen Unternehmen spürt man auch hier eine Transformation – im positiven Sinne. Ich spüre das als langjährige Mitarbeiterin des Unternehmens auch. Man merkt, dass der Kunde in den Fokus rückt und wir wissen so, dass wir die Kunden wieder mehr begeistern können. Wir haben die Kunden in den letzten zwei Jahren so vermisst. Uns freut es jetzt sehr, dass wir wieder den persönlichen Kontakt haben.
Ihr habt 25 Mitarbeiter. Wie wird das aufgeteilt?
Es wird immer versucht, eine ausgewogene Arbeitsplanung zu machen. Es wird immer ein Monatsplan erstellt und bevor wir die Planung an die Kollegen aushändigen gibt es eine Art „Wünsche Liste“, auf der jeder seine Termine eintragen kann. Anhand dieser Planung wird dann eine Früh-, Mittel- und Abendschicht eingeteilt.
Was muss man mitbringen, wenn man sich bei euch bewerben möchte?
Ganz ehrlich: Einfach Liebe zur Mode, Liebe zum Kontakt mit den Menschen und Spaß! Man muss nicht gelernt sein – denn wir können vieles beibringen. Wir haben auch ganz viele Mitarbeiter, die die deutsche Sprache hier mit uns und den Kunden gelernt haben. Wir sind total offen für jeden und am Ende des Tages sollen die Leute einfach nur Lust und Spaß am Job haben.
Gibt es kuriose Geschichten, die hier im Laden schon passiert sind?
Da gab es schon alles Mögliche: Kleiderstangen die zusammengekracht sind, Kind spielt und macht die Eingangstüren zu oder tropfende Decken. Aber egal was passiert, man merkt, dass das Westend ein ganz anderes schönes Eck ist, die Kunden verzeihen einem hier viel.
Wie kamt ihr denn auf die Idee, etwas Nachhaltiges selbst zu produzieren?
Wir haben eine Umfrage gemacht, bei der mit Abstand das Thema Nachhaltigkeit die Nummer eins belegte. Deswegen haben wir uns überlegt, etwas nachhaltiges selbst zu machen.
Ihr produziert Taschen aus eurer Dekoration?
Damals war es ja so, dass die Eröffnung des Centers verschoben wurde. Wir hatten dann aber schon die Werbematerialien für die aktuellen Kollektionen und diese Banner waren dann drei Monate später nicht mehr aktuell. Wir hatten dann drei riesige Boxen mit wunderschön bedruckten Stoff-Hängedekorationen. Meine Depart-Managerin und ich fanden es sehr schade, dass man damit nichts anfangen konnte und haben dann die Idee entwickelt, dass man den neuen Kollegen zur Eröffnung eine Tasche machen könnte. Als Erinnerung für uns alle. Leider hatten wir dann dazu doch keine Zeit, weil doch spontaner eröffnet wurde. Trotzdem blieb der Gedanke: „Wir wollen damit etwas machen, im Müll sollen die Banner nicht landen“.
Meine Kollegin ist auch gelernte Schneiderin und uns ließ die Taschen-Idee nicht los. So haben wir dann einen Prototypen gemacht und wollten die Tasche dann nicht nur Kollegen geben, sondern auch Kunden.
H&M Headquarter ist dann ja auch auf das Projekt aufmerksam geworden
H&M möchte Vorbild sein und mit der Macht überall bekannt zu sein auch Gutes tun. Deswegen hat man überlegt, wie kann man lokale, kleinere Geschäfte mit einbeziehen? Dann wurde das Projekt gestartet und wir haben uns gemeldet, dass wir uns gerne beteiligen würden. Das war ein riesiger Prozess: Wir waren der Pilot-Store mit fünf weiteren Stores in Deutschland und jeder hatte sein individuelles Konzept. Unseres war dies und hat so gut zu unserer eigentlichen Idee gepasst. Damit haben wir für Furore gesorgt.
Auf die Worte folgten dann Taten
Ja – wir sind hier zum Verein „zur guten Tat“ gegangen und haben sie gefragt, ob sie uns unterstützen können. Die haben uns dann das Nähwerk „Weißer Rabe“ empfohlen. Was super passt, weil es in der Nachbarschaft ist. Letztendlich ist es jetzt so, dass wir die nicht mehr genutzten Werbebanner mit unseren vorgefertigten Schablonen hier in der Filiale zuschneiden. So bereiten wir wöchentlich circa 30 Taschen vor. Die geben wir dann rüber zum „weißer Rabe“ und lassen sie dort fertig nähen.
Was kostet eine Tasche?
Die Einzelstücke bekommt man für 5 Euro. Man muss aber auch nicht kaufen, man kann sich diese auch leihen, wenn man nur kurz eine große Tasche braucht. An der Stelle auch einen großen Dank an mein Team, denn ohne sie wäre das Projekt nicht möglich.
Ich bin super dankbar und sehr stolz!